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Full Tilt Poker: Jetzt wird’s wohl doch ein bisschen eng

Das DoJ gegen Full TiltNatürlich haben in einem Land, das Filme wie Gone with the Wind, The Good, the Bad and the Ugly und „Shrek, Part I to XXVII“ hervorgebracht hat, selbst die Behörden Sinn für gutes Timing. Während die Weltöffentlichkeit, also, genauer gesagt: die Onlinepokerszene, nicht gerade mit angehaltenem Atem, aber doch recht erwartungsvoll der Neuigkeiten vom Hearing harrte, das die Alderney Gambling Control Commission AGCC hinter verschlossenen Türen seit zwei Tagen mit Full Tilt Poker hält – und hastenichtgesehen! lässt das US Department of Justice eine Bombe platzen, wie sie (un)passender nicht hätte kommen können: Der Pokerroom steht jetzt nicht mehr „nur“ wegen Bankbetrugs, Geldwäsche und der Veranstaltung von illegalem Glücksspiel (letzteres ohnehin ein eher wackeliger Vorwurf, das die UIGEA von 2006 nicht die Veranstaltung von Onlineglücksspiel, sondern den entsprechenden Zahlungsverkehr verbietet) unter Anklage, sondern muss sich jetzt auch noch wegen Diebstahls von Spielergeldern, Verschleierung und Massenschwindels verantworten (Fraud Tilt Poker titelten denn auch die Gerüchteküchenmeister von pokerfuse.com).

Ponzi Scheme (Schneeballsystem) lautet das Stichwort des Tages, herausgegeben von Preet Bharara, US Staatsanwalt des Southern District of New York: Geldschiebereien seien begangen worden, indem Spielern niemals von ihren Bankkonten eingezogene Gelder gutgeschrieben worden waren, reine Phantomgelder, die sich nie auf den Full Tilt Accounts befanden, um die aber trotzdem gespielt werden konnte. Gleichzeitig hätten sich die Eigentümer innerhalb der letzten vier Jahre 440 Millionen Dollar ausgezahlt. Es sei seit 2007 zu keinem Zeitpunkt genug Geld bei Full Tilt Poker flüssig gewesen, um die Spielergelder gegebenenfalls auszahlen zu können – und genau das habe dann zu Verschleierung und offenkundigem Betrug geführt: Immer wieder war, in Internetforen, Presseerklärung et cetera, versichert worden, die Spielergelder würden in verschiedenen über den Erdball verteilten Konten sicher verwahrt. Als das DoJ am 15 April 2011 die Seite beschlagnahmte, befanden sich gerade mal 60 Millionen Dollar realiter auf Full Tilt Accounts – 390 Millionen hätten es sein müssen. Was die AGCC wohl dazu sagt? Und wer wohl jetzt noch die Marke kaufen will, so ausnehmend schön die Software auch ist? Wo das weniger glanzvolle aber offenbar grundsolide PokerStars doch insgeheim (ebenfalls lautlaut pokerfuse.com) an einer eigenen Version von Rush Poker tüftelt…

Die erweiterte Anklageschrift des DoJ im Fall Full Tilt Poker ist im Original hier zu lesen: www.scribd.com/doc/65666240/Amended-Full-Tilt-Poker-Complaint-PR
Mehr über Carles Ponzi, der als „Erfinder“ der betrügerischen Schneeballsysteme gilt, gibt es zum Beispiel auf de.wikipedia.org.

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